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Platon (427 v.Chr. bis 347 v.Chr.)

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Sein Leben

Platon Platon war ein antiker griechischer Philosoph und lebte von 427 v. Chr. bis 347 v. Chr. in Athen. Er gilt als einer der bedeutendsten Philosophen der Geschichte.

Platon stammte aus dem angesehenen altadligen Athener Geschlecht der Kodriden, dem auch Solon angehört hatte. Er hätte wie dieser in der Politik Karriere machen können, aber die Hinrichtung seines Lehrers Sokrates 399 v. Chr. ließ in ihm die Überzeugung reifen, dass die Stadt von den Sitten der Väter abgefallen sei und überhaupt alle Staaten schlecht verwaltet seien (Plat. VII. Brief 325 f.; die Mehrheit der modernen Forscher geht davon aus, dass der Brief echt ist). Nach acht Jahren des Beisammenseins mit Sokrates verließ er nach dessen Tod Athen und ging auf Reisen.

Er besuchte u. a. die Pythagoreer in Unteritalien und nahm 388 v. Chr. Verbindung mit Dionysios I., dem Tyrannen von Syrakus auf Sizilien auf. Er überwarf sich mit diesem, schloss aber Freundschaft mit Dion, dem Schwager und Schwiegersohn des Tyrannen (Plutarch von Eretria, Dion 11 ff.). Nach seiner Rückkehr begründete Platon in Athen um 387 v. Chr. im heiligen Hain des Heros Akademos die danach benannte Akademie als die erste Athener Philosophenschule. Sie blieb die bedeutendste Universität der antiken Welt, bis sie von dem oströmischen Kaiser Justinian I. 529 n. Chr. geschlossen wurde (Johannes Malalas, 451).

366 v. Chr. unternahm Platon eine zweite Reise nach Syrakus auf Einladung des Tyrannen Dionysios II. Er hoffte, den Machthaber dafür gewinnen zu können, seinen Idealstaat in der Realität zu verwirklichen. Doch zeigte sich Dionysios ebenso unbelehrbar wie der Philosoph Platon unbeugsam. So endete auch diese 2. Reise mit einer herben Enttäuschung.

Um 350 v. Chr. legte Platon nach seinen Erfahrungen in Sizilien in seinem unvollendeten Alterswerk über die "Gesetze" (Nomoi (griech.); De Legibus (lat.)) - posthum redigiert und ediert durch Platons Sekretär Philippos von Opus: Diogenes Laertios III 37 - einen zweiten Staatsentwurf vor, der theorieferner und praxisnäher ist und bei seinen Bürgern nicht so viel Opferbereitschaft voraussetzt wie noch der Staat der "Politeia".

Platons Philosophie

Die Dialogform des Platonischen Werkes

Der Gesprächscharakter der Lehre spiegelt sich in der Dialogform von Platons Schriften wider. Sie bieten nicht ein Lehrgebäude als fertiges System, sondern wollen dessen Entstehungsprozess anschaulich darstellen. Hauptfigur in den frühen Dialogen ist Sokrates. Ihm legt Platon seine philosophischen Theorien in den Mund. Jedoch ist die Grenzlinie zwischen Platons eigener Philosophie und der des Sokrates schwer zu ziehen. Man geht davon aus, dass Platon vor allem in den sogenannten Frühdialogen - oder auch aporetischen Dialogen - (Apologie, Kriton, Charmides, Laches, Lysis, Protagoras, Sophistendialoge usw.) die Ideen des Sokrates wiedergibt, während er in den Spätdialogen seine eigenen Gedanken niedergeschrieben hat.

Die Frühdialoge

Die frühen Dialoge Platons zeichnen sich sowohl durch besondere methodische als auch dramatische und inhaltliche Merkmale aus.

  1. Die Grundmethode, die im Rahmen dieser Dialoge angewandt wird, ist die Methode des "Elénkhos", der Widerlegung der Ansicht des anderen Gesprächspartners.
  2. Das auffälligste dramatische Merkmal dieser Dialoge ist jedoch, dass Sokrates die wichtigste Figur des Gesprächs ist. Er bestimmt die Grundfrage des Dialogs, orientiert die Antwort der anderen Gesprächspartner und prägt die ganze Diskussion durch seine Persönlichkeit und seine Ironie. Neben Sokrates sind die anderen Figuren entweder Sophisten (Protagoras im gleichnamigen Dialog) oder junge bzw. ungebildetete Leute (wie Charmides oder der Sklave im Menon).
  3. Die Frühdialoge Platons interessieren sich vor allem für ethische Fragen. Es geht darum, Begriffe wie die Frömmigkeit/Besonnenheit (im Buch des Charmides), die Gerechtigkeit (im ersten Buch des Staats) und vor allem die Tugend und ihre unterschiedlichen Formen zu bestimmen (wie im Protagoras).

Die frühen Dialoge Platons sind aus verschiedenen Gründen von Interesse. Sie sind erstens die hauptsächliche Quelle für die Philosophie des Sokrates, der selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen hat. Ihre Bedeutung für die Philosophiegeschichte ist also immens. Sie sind auch wichtig, weil ihre Thematik das ganze Platonische Werk bestimmt: die Dialektik, die Tugend oder das Wesen der philosophischen Diskussion prägen in der Tat sein ganzes Oeuvre.

Theorie der Erkenntnis und Ideenlehre

Auf die aporetischen Definitionsdialoge der frühen Schriften folgte in den mittleren Werken Platons die Einführung der Ideen-"Lehre" (hier wird häufig die Trennlinie zwischen sokratischer und platonischer Philosophie gesehen). Platon entwickelte die Ideenlehre, nach der die sinnlich wahrnehmbare Welt einer unsichtbaren Welt der Ideen nachgeordnet ist. Von einer "Ideenlehre" zu sprechen ist jedoch in zweierlei Hinsicht missverständlich. Erstens formuliert Platon in seiner Philosophie keine einheitliche Lehre. So werden etwa Elemente, die in früheren Dialogen Teil einer solchen Systematik zu sein scheinen, in späteren Dialogen kritisiert, wenn nicht gar verworfen. Zweitens findet sich in Platons Philosophie für diese Entitäten - wie in vielen anderen Fällen - keine einheitliche Terminologie. So bezeichnet er häufig die "Idee des Schönen" als "das Schöne selbst" oder als "das Schöne an sich". Platons "Ideen" weisen folgende Merkmale auf: Sie sind

  1. ontologisch höherrangig (primär) d. h. in höherem Maße seiend als die sinnlich wahrnehmbaren Einzelgegenstände;
  2. epistemisch höherrangig (primär);
  3. unvergänglich;
  4. unveränderlich;
  5. Ursache dafür, dass etwas so ist, wie es ist.

Ontologisch höherrangig bedeutet, dass die Ideen in höherem Maße seiend, die einzig wahrhaft seienden Wesenheiten sind. Die sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände besitzen für Platon nur ein unbedeutendes Sein (eine Auffassung, die er aus der Ontologie des Parmenides übernimmt). Ursache sein bedeutet, dass etwa das Schöne (Gerechte, Gleiche, etc.) selbst Ursache dafür ist, dass die einzelnen Dinge, die schön (gerecht, gleich, etc.) sind, genau dies sind. Eine Rose ist etwa deshalb schön, weil sie an der "Idee des Schönen" teilhat. Die Teilhabe (méthexis) bezeichnet neben dem Verhältnis der Einzelgegenstände zu den Ideen auch das Verhältnis unseres Erkenntnisvermögens zu den Ideen sowie das Verhältnis einiger Ideen untereinander.

Indem Platon also eine radikale Spaltung der Realität in Ideenreich (vorgängig) und sinnlich wahrnehmbare Welt (abgeleitet) vollzog, brach er nicht nur mit der Philosophie der Vorsokratiker, sondern konzipierte gleichzeitig auch ein dualistisches Weltbild, das - vor allem vermittelt durch das Christentum - die abendländische Geistesgeschichte bis heute beeinflusst.

Ideen und Erkenntnis

Wissen ist für Platon nicht Abstraktion, gewonnen aus Erfahrung und Überlegung, wie es sein Schüler Aristoteles annimmt. Vielmehr ist für Platon etwa die Erkenntnis, dass zwei Gegenstände oder zwei Zahlensummen gleich groß sind, nur dadurch möglich, dass sowohl die Erkennenden als auch die wahrgenommenen Gegenstände an der Idee des Gleichen teilhaben. In einigen Dialogen scheint Platon zudem die Position zu vertreten, dass vermeintliche Erkenntnis dadurch zustande kommt, dass wir ein vorgeburtliches Wissen (apriorisches Wissen) in unserer Seele besitzen, an das wir uns erinnern (Anamnesis).

Die Idee des Guten

Jede Idee ist einzigartig, und da sie Sein hat, ist sie auch immer mit sich selbst identisch. Die Ideen untereinander haben insofern teil aneinander, als eine bestimmte Idee anderen Ideen übergeordnet ist. Diese höchste Idee ist - der Politeia zufolge - die Idee des Guten bzw. die Idee der Ideen. Sie ist die höchste Idee, da die "gewöhnlichen" Ideen aus ihr hervorgehen. D. h. explizit, dass die Idee des Guten den Ideen ihr Sein und Wesen verleiht. In gewisser Hinsicht ist die Idee des Guten daher eine Art Meta-Idee. Als höchste (um nicht zu sagen absolute) Idee hat sie ihr Sein und Wesen aus sich heraus (vgl. Aseität), nicht erst durch Teilhabe. Auf Grund der ursächlichen Funktion der Idee des Guten ist es das höchste Ziel des Philosophen (wörtlich: "Freund der Weisheit"), die Idee des Guten zu erkennen, insofern dies möglich ist, und laut der Politeia Voraussetzung dafür, Philosophenherrscher zu werden. Platon lässt Sokrates an einigen Stellen verdeutlichen, welche "Meinungen" er von der Idee des Guten hat; er tut dies mit Hilfe der drei berühmten Gleichnisse: Sonnengleichnis (Politeia 508a-509d), Liniengleichnis (Politeia 509d-511e) und Höhlengleichnis (Politeia 514a-517a).

'Wissen(schaft) ist nur als Einheit möglich.'

Die Thesen (a), dass die besten Herrscher die Philosophen sind und (b) dass die Philosophen in der Idee des Guten das höchste Wissen erlangt haben, sind charakteristisch für folgende zentrale Ansicht Platons: (c) Wissen bzw. Wissenschaft ist nur als Einheit möglich. Diese Position besagt, dass es keine voneinander getrennten Einzelwissenschaften geben kann (etwa die Politik, die Astronomie, die Mathematik etc.), die unterschiedliche Grundprinzipien besitzen (in dieser Ansicht wird Aristoteles Platon widersprechen). Folgerichtig sind die verschiedenen Bereiche der Philosophie Platons miteinander verbunden. So sind Erkenntnis- und Seinslehre (Ontologie) verbunden mit einem Menschenbild (Anthropologie), das allein aus der Liebe, dem Eros zum Guten aus edler Menschlichkeit, der Kalokagathia, die lebensnotwendige und erkenntnisstiftende Dynamik erhält. Nicht unwesentlich für Platon ist auch das Komplement des dynamischen Eros, das beständig freundliche Gefühl der Philia, das unverzichtbare irrationale Element einer stabilen Ganzheit (Einzelseele, persönliche Freundschaft, Staat, Kosmos).

Philosophische Methode: Dialektik

"Dialektik" bedeutet eigentlich "(die Kunst der) Gesprächsführung". Der Begriff soll (nach Aussage des Aristoteles) von dem Philosophen Zenon von Elea geprägt worden sein, uns tritt er aber in den Werken Platons zum ersten Mal entgegen.

In Platons früher Philosophie bedeutet "Dialektik" einfach eine bestimmte Form der Gesprächsführung, bekannt als sokratischer Dialog: Zwei Partner unterhalten sich über einen Gegenstand. Ausgangspunkt ist eine Begriffsdefinition des Sprechers A (Proponent). Auf der Grundlage dieser Definition stellt B (Opponent) dann Fragen an A. Die Rollen sind dabei auf charakteristische Weise verteilt: Der Definitionsgeber A antwortet meist auf Fragen seines Opponenten, dieser jedoch (in platonischen Dialogen in aller Regel Sokrates, nach eigenem Bekennen ein notorischer "Nicht-Wisser") stellt darauf hin weitere Fragen. Das Gespräch endet oft in einer Aporie (Ratlosigkeit, Ausweglosigkeit); der Erkenntnisgewinn durch die dialektische Methode besteht dann also darin, dass nicht haltbare Definitionen als unzulänglich entlarvt werden.

Der platonische Eros

Der platonische Eros ist der stufenweise Weg zur Erkenntnis des Schönen und Guten an sich. Platon legt ihn im Symposion dar, bzw. er lässt ihn Sokrates in einer Art Mythos verkünden, den dieser von der Priesterin Diotima empfangen haben will. Der echte Philosoph geht demnach von der Liebe zu einem schönen Menschen hinauf zur Liebe zu allem Schönen und schließlich zur Liebe zum Schönen selbst, zur Idee des Schönen an sich. Jedoch ist dieses "Stufenverfahren" kein Weg zur systematischen Erkenntnis aller anderen Ideen.

Politische Philosophie

Platons staatstheoretisch wichtigstes Werk ist der Dialog über den Staat, die "Politeia" (lat. De re publica), den er um 370 v. Chr. verfasst hat. Der Untertitel lautet: Über das Gerechte, to dikaion. Er resultierte aus Platons Verzweiflung an der attischen Demokratie und am ungerechten Todesurteil, welches das Volksgericht über Sokrates gefällt hatte.

Der ideale Staat entsteht für Platon aus Gründen der Arbeitsteilung, weil keiner von uns sich selbst genügen kann, er besteht jedoch um eines höheren Ziels willen: der Gerechtigkeit. Diese entsteht durch Arbeitsteilung und Einteilung in Stände. Platons utopischer Staat ist gegliedert in den Handwerker- und Bauernstand, den Stand der Wächter und den der Regenten (Philosophen). Die Angehörigen dieser Stände zeichnen sich nach Platon jeweils durch besondere Eigenschaften ("Tugenden") aus. Positiv ausgedrückt entsteht Gerechtigkeit, wenn jeder das tut, was er am besten kann. Ein einzelner Mensch ist dann gerecht, wenn seine Seelenteile (Beherrschtheit, Begierden, Weisheit) im Gleichgewicht und in Harmonie untereinander stehen.

Weil vor der Geburt den Menschen unterschiedliche Fähigkeiten zugeteilt wurden (Mythos der Lachesis), soll durch ein Aussiebungsverfahren im Bildungsprozess eine Einteilung in die drei Stände erfolgen. Ein Stand ist nicht erblich, sondern wird durch persönliche Leistung im Bildungsprozess erreicht. Deshalb wird das Neugeborene Kind den Eltern weggenommen und unter völliger Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen von Erziehern herangezogen. (Diese harte Forderung relativiert Platon in den Nomoi (Gesetzen) wieder.) Dadurch soll eine große Gemeinschaft entstehen, da ein Kind sehr viele Mütter und Väter und Geschwister hat. Nicht-taugliche Säuglinge, also solche, die aus unerlaubten Beziehungen hervorgehen, werden nach dem Vorbild Spartas umgebracht. Die Regeln der Erziehung werden in Platons Politeia lange erörtert, wobei alle Menschen die gleiche Erziehung durchlaufen. Besonderen Wert legt Platon auf körperliche Ertüchtigung und musische Ausbildung. Mit dem Ausscheiden aus dem Bildungsprozess (welches sich nach den Fähigkeiten des Einzelnen richtet) fällt die Zuteilung in einen Bildungsstand. Wer frühzeitig aus dem Bildungssystem ausscheidet, wird Bauer oder Handwerker (entsprechend seiner Fähigkeiten, die er im Sinne von Platons Gerechtigkeitsdefinition ausüben soll). Wer weiter gebildet wird, wird "Wächter" also Krieger. Erst wer sich in diesem Stand profiliert hat und weiterhin eine tiefgreifende Ausbildung durchlaufen hat, wird Philosoph und damit Herrscher.

Denn Platon fordert, dass die Philosophen Könige werden (oder andersherum). Im Höhlengleichnis erklärt er, warum nur Philosophen in der Lage seien, die Politik zu lenken (Philosophenherrschaft).

Platons sämtliche Werke (eine Übersicht)

Bei der Wiedergabe der Werke (hier zum Teil als pdf-Dateien zum Download vorhanden) sind die Ziffern am Rande die Seiten- und Abschnittszahlen der dreibändigen Platon-Ausgabe von Henricus Stephanus (Paris 1578), nach denen man Platon allgemein zitiert. Sie sind gegeben nach der gebräuchlichsten modernen Ausgabe, der von Ioannes Burnet (Oxford 1899-1906). In den Gliederungen bedeutet die letzte Ziffer die Zeilenzahl des Stephanus-Abschnitts bei Burnet. Diese stimmt mit der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher nicht notwendig genau überein.

  • Apologie - Des SOKRATES Verteidigung
  • KRITON
  • PROTAGORAS
  • ION
  • HIPPIAS - Das kleinere Gespräch dieses Namens
  • CHARMIDES
  • LACHES
  • EUTHYPHRON
  • GORGIAS
  • Die unter PLATONS Namen überlieferten Briefe
  • MENON
  • HIPPIAS - Das größere Gespräch dieses Namens
  • EUTHYDEMOS
  • MENEXENOS
  • KRATYLOS
  • LYSIS
  • Symposion - Das Gastmahl
  • PHAIDON
  • Politeia - Der Staat
    • I. Buch
    • II. Buch
    • III. Buch
    • IV. Buch
    • V. Buch
    • VI. Buch
    • VII. Buch
    • VIII. Buch
    • IX. Buch
    • X. Buch
  • PHAIDROS
  • PARMENIDES
  • THEAITETOS
  • Sophistes - Frage des SOKRATES nach dem Sophisten
  • Politikos - Der Staatsmann
  • PHILEBOS
  • TIMAIOS
  • KRITIAS
  • Nomoi - Die Gesetze
    • I. Buch
    • II. Buch
    • III. Buch
    • IV. Buch
    • V. Buch
    • VI. Buch
    • VII. Buch
    • VIII. Buch
    • IX. Buch
    • X. Buch
    • XI. Buch
    • XII. Buch

Platonische Körper

Die platonischen Körper sind eine nach Platon (vollständige Beschreibung bei TIMAIOS) benannte Gruppe von fünf besonders regelmäßigen konvexen Polyedern (Vielflächner), die dadurch charakterisiert sind, dass ihre Seitenflächen zueinander kongruente regelmäßige Vielecke sind, von denen in jeder Ecke jeweils gleich viele zusammentreffen. Sie werden deswegen auch reguläre oder regelmäßige Körper genannt.

Unter den Bedingungen, dass die Oberfläche nur aus gleichen und regelmäßigen Polygonen besteht, und der Körper konvex (frei von Einbuchtungen) sein soll, gibt es genau fünf platonische Körper. Der Beweis dafür findet sich schon bei Euklid. Er beruht auf folgenden Überlegungen:

1. Eine räumliche Ecke entsteht aus mindestens 3 Flächen.
2. Der Winkel in den Ecken des regelmäßen n-Ecks ist bestimmt durch 180°- 360°/n
3. Die Winkelsumme aller n-Ecke, die in jeder Körperecke zusammenstoßen, muss stets kleiner als 360° sein.

Die einfachste Begrenzungsfläche ist das gleichseitige Dreieck mit 60°:
  • 3 Flächen bilden 3 x 60° = 180° und damit eine Tetraeder-Ecke
  • 4 Flächen bilden 4 x 60° = 240° und damit eine Oktaeder-Ecke
  • 5 Flächen bilden 5 x 60° = 300° und damit eine Ikosaeder-Ecke
  • 6 Flächen bilden einen Vollwinkel von 360° - bei 6 oder mehr Dreiecken entsteht also keine räumliche Ecke!
Die nächst einfache Begrenzungsfläche ist das Quadrat mit 90°:
  • 3 Flächen bilden 3 x 90° = 270° und damit eine Hexaeder-Ecke
  • 4 Flächen bilden einen Vollwinkel von 360° - bei 4 oder mehr Quadraten entsteht also keine räumliche Ecke!
Die nächst einfache Begrenzungsfläche ist das Pentagon mit 108°:
  • 3 Flächen bilden 3 x 108° = 324° und damit eine Dodekaeder-Ecke
  • 4 Flächen bilden bereits mehr als einen Vollwinkel - bei 4 oder mehr Pentagons entsteht also keine räumliche Ecke!
Regelmäßige 6-Ecke ergeben bei 3 Begrenzungsflächen einen Winkel von 3 x 120° = 360°. Alle regelmäßigen n-Ecke für n ≥ 6 bilden eine Winkelsumme von ≥ 360° und somit keine räumliche Ecke!

Schlußfolgerung: Nur die hervorgehobenen Körper entsprechen den o. g. Bedingungen.

Tetraeder

Tetraeder Seitenflächen: 4 gleichseitige Dreiecke
Anzahl der Flächen/Kanten/Ecken: 4 / 6 / 4
Anzahl der Kanten in einer Ecke: 3
Winkel in den Flächen: 60 Grad (180-360/3)




Hexaeder

Hexaeder Seitenflächen: 6 Quadrate
Anzahl der Flächen/Kanten/Ecken: 6 / 12 / 8
Anzahl der Kanten in einer Ecke: 3
Winkel in den Flächen: 90 Grad (180-360/4)




Oktaeder

Oktaeder Seitenflächen: 8 gleichseitige Dreiecke
Anzahl der Flächen/Kanten/Ecken: 8 / 12 / 6
Anzahl der Kanten in einer Ecke: 4
Winkel in den Flächen: 60 Grad (180-360/3)




Dodekaeder

Dodekaeder Seitenflächen: 12 gleichseitige Fünfecke
Anzahl der Flächen/Kanten/Ecken: 12 / 30 / 20
Anzahl der Kanten in einer Ecke: 3
Winkel in den Flächen: 108 Grad (180-360/5)




Ikosaeder

Ikosaeder Seitenflächen: 20 gleichseitige Dreiecke
Anzahl der Flächen/Kanten/Ecken: 20 / 30 / 12
Anzahl der Kanten in einer Ecke: 5
Winkel in den Flächen: 60 Grad (180-360/3)

Eine reizvolle Überlegung mit Widerständen

Wenn man die Kanten der Platonischen Körper mit gleichen Widerständen bestückt, so erhällt man schöne Netzwerke. Wer sich sich noch ein wenig an seinen Physik-Unterricht erinnert, der wird sich auch noch die Kirchhoffschen Gesetze in Erinnerung rufen können. Ganz simpel dargestellt:

  • Wenn man Widerstände in Reihe schaltet: Die Widerstandswerte werden addiert
  • Rges = R1 + R2 + R3 usw.

  • Wenn man Widerstände parallel schaltet: Die Widerstands-Kehrwerte werden addiert
  • 1/Rges = 1/R1 + 1/R2 + 1/R3 usw.

    Wer die Rechnerei umgehen möchte, der kann die 90 benötigten Widerstände auch zum Tetraeder, Oktaeder, Ikosaeder, Hexaeder und Oktaeder zusammenlöten und dann vermessen. Damit das schöner durchgeführt werden kann, werden hier Vorrichtungen beschrieben, die die Sache vereinfachen:

    Hier geht es zu den Basteleien mit Widerständen

    Verschachtelung platonischer Körper

    (Instruktionen siehe unten. Zur Anzeige muss Java Runtime Environment (JRE) installiert und über den Web-Browser aktiviert sein). Der ursprüngliche Beitrag stammt von Gian Marco Todesco)


    Instruktionen

    • Ein Klick auf eine Körper-Schaltfläche lässt diesen Körper im Fenster erscheinen
    • Ein neu angeklickter Körper erscheint jeweils innerhalb des zuletzt abgebildeten Körpers
    • Wenn eine Körper-Schaltfläche "leer" ist, kann der betreffende Körper nicht abgebildet werden!
    • Die Schaltflächen am unteren Fensterrand löschen die inneren bzw. äußeren Körper wieder
    • Ein Klick und Ziehen mit der Maus im Fenster bringt das Körper-Konstrukt in Rotation
    • Die Taste v toggelt zwischen perspektivischer und paralleler Projektion