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Georg Friedrich Händel (1685-1759)

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Leben und Wirken

Georg Friedrich Händel

Georg Friedrich Händel (* 23. Februar 1685 in Halle (Saale); † 14. April 1759 in London) war ein Komponist des Barocks, der vor allem durch seine zahlreichen Opern zu großer Bekanntheit gelangte. Zu seinem Hauptwerk zählen rund 40 Opern und 25 Oratorien, darunter der Messiah. Händel hat in allen musikalischen Gattungen seiner Zeit Kompositionen hinterlassen.

Händels Vater Georg (1622–1697) war Barbier und Wundarzt lutherischer Konfession und hielt eine Stelle als Hofchirurg beim Herzog von Sachsen–Weißenfels, so dass die Familie Kontakt mit dem ca. 30 km entfernt residierenden Hof hatte. Als Georg Händels erste Frau 1682 starb, heiratete er kurze Zeit später die 32–jährige Dorothea Taust (1651–1730), Tochter eines Pfarrers. Das erste Kind aus dieser zweiten Ehe starb 1684 bei der Geburt, nach Georg Friedrich folgten noch zwei Schwestern, Johanna Christina (1690–1709) und Dorothea Sophia (1697–1718), mit denen und mit deren Kindern Händel zeitlebens Kontakt hielt.

Die einzige Quelle für die Jugend des Komponisten ist John Mainwarings 1762 veröffentlichte Biographie, die auf Mitteilungen von Händels langjährigem Assistenten John Christopher Smith junior basiert.

Nach der Rückkehr wurde Händel ein Schüler von Friedrich Wilhelm Zachow (oder Zachau), dem Organisten der Liebfrauenkirche. Von ihm bekam er Unterricht in Komposition, auf Tasteninstrumenten sowie Oboe und Violine. Sein Lehrer ließ ihn auch viel Vokalmusik schreiben. Jede Woche war auch eine Motette zu komponieren. Gemäß Mainwaring wurde Händel mit zwölf an den Hof in Berlin geschickt, wo er großen Eindruck hinterlassen haben soll. Der brandenburgische Kurfürst (später König Friedrich I. in Preußen) soll angeboten haben, den Jungen nach Italien zu schicken und anschließend am Hof in Berlin anzustellen.

Verschiedene Angaben in dieser Geschichte sind jedoch nachweislich falsch, so dass dieser Besuch in Berlin möglicherweise erst einige Jahre später stattgefunden hat, nachdem Händels Vater 1697 gestorben war. Händel führte jedenfalls seine Schul– und musikalische Ausbildung bis zum Ende fort und besuchte ab 1702 die neu gegründete Universität in Halle, um Rechtswissenschaft zu studieren. Im gleichen Jahr übernahm er jedoch den Organistenposten am Hallenser Dom.

Hamburg

Nach seiner Probezeit von einem Jahr begab er sich nach Hamburg. Dort blühte unter der Leitung Reinhard Keisers die einzige deutsche Oper, die diesen Namen verdiente. Händel musizierte erst als zweiter Violinist, später als Cembalist im Opernensemble und befreundete sich mit dem Komponisten, Dirigenten und Sänger Johann Mattheson, der später einflussreiche musiktheoretische Schriften wie Das Neu–Eröffnete Orchestre und Grundlage einer Ehrenpforte schrieb. Als in Lübeck der Posten des berühmten Organisten Dietrich Buxtehude vakant wurde, weil dieser in hohem Alter schließlich in den Ruhestand ging, reisten Händel und Mattheson zusammen an die Trave. Aber keiner von beiden bewarb sich um die Stelle, weil der erfolgreiche Kandidat die ältliche Tochter des Organisten hätte heiraten müssen. Ein anderes Abenteuer hätte noch schlimmer ausgehen können. Bei einer Aufführung von Matthesons Oper Cleopatra in Hamburg weigerte sich Händel, dem Komponisten den Dirigentenstuhl zu überlassen, als dieser nach dem Singen des Antonius von der Bühne zu seinem üblichen Platz am Cembalo zurückkam. Der Streit führte zu einem Duell außerhalb des Theaters. Aber die beiden blieben Freunde, und Matthesons Schriften erwähnen viel Wichtiges über Händels Biographie.

Für den Karfreitag 1704 schrieb Händel eine Passionsvertonung nach dem Johannesevangelium, mit einem Libretto des Operndichters Christian Heinrich Postel), die von Mattheson scharf kritisiert wurde und heutzutage weitgehend unbeachtet bleibt. Am 8. Januar 1705 wurde Händels erste Oper Almira mit großem Erfolg in Hamburg aufgeführt, wenige Wochen später eine weitere mit dem Titel Nero, die durchfiel. Während Nero verloren ist, bietet Almira mit ihrer Mischung aus deutscher und italienischer Form und Sprache ein gutes Beispiel für den in der Oper am Gänsemarkt üblichen Stil und für Händels eklektizistische Vorgehensweise. Viele Themen aus dieser Oper erscheinen in seinen späteren und besser bekannten Werken wieder.

In Hamburg wurde noch eine weitere Oper geschaffen, die aber solchen Umfang annahm, dass sie in zwei Werke, Daphne und Florindo, aufgeteilt werden musste, die beide erst nach Händels Abreise im Januar 1708 auf die Bühne kamen. Die Musik beider Werke ist verschollen. Nachdem Händel schon mehrmals Angebote von adligen Mäzenen für eine Italienreise abgelehnt hatte, darunter wahrscheinlich von Gian Gastone de Medici, reiste er im Sommer oder Herbst 1706 auf eigene Rechnung dorthin.

Italien

Händel blieb vier Jahre in Italien auf Studienreise, die sich auf Florenz, Rom, Neapel und Venedig aufteilen. Die genauen Daten für seine Aufenthalte in den verschiedenen Städten sind nicht bekannt. Viele Anekdoten sind aus dieser Zeit überliefert, von Treffen mit Arcangelo Corelli und Antonio Lotti sowie Alessandro und Domenico Scarlatti. Händel wurde als Il Sassone (der Sachse) berühmt. Als Domenico ihn einmal incognito spielen hörte, soll er ausgerufen haben: "Das ist entweder der berühmte Sachse oder der Teufel!" Dann gibt es eine Geschichte von Corelli, der sich über eine Passage in Händels Ouvertüre zu Il Trionfo beklagte, in der die Violinen bis zum hohen A gehen. Händel soll ihm das Instrument ungeduldig aus der Hand gerissen und gezeigt haben, wie die Passage zu spielen sei. Corelli, der nie in seinem Leben in der dritten Lage gespielt hatte (die Passage war in der siebten), habe geantwortet: "Diese Musik, mein lieber Sachse, ist im französischen Geschmacke, und darauf versteh ich mich nicht".

In Italien führte Händel zwei Opern auf, Rodrigo (Sommer 1707) in Florenz und Agrippina (Ende 1709/Anfang 1710) in Venedig. Letztere gilt allgemein als der eigentliche Durchbruch in seinem Opernstil. Die Ouvertüre verwendete er 44 Jahre später als Quelle für sein letztes neues Oratorium Jephtha. Für Rom, wo Opernaufführungen durch den Papst verboten waren, schuf er zwei Oratorien, das geistliche La Resurrezione (Frühjahr 1708) und das allegorische Il Trionfo del Tempo e del Disinganno (Frühjahr 1707). Dieses arbeitete er 46 Jahre später mit einigen Ergänzungen zu seinem letzten Werk The Triumph of Time and Truth um.

Neben diesen größeren Werken gibt es die Serenata Aci, Galatea e Polifemo (Neapel 1708) und zahlreiche Chor– und Solokantaten, von denen die früheste das berühmte Dixit Dominus ist. In ihrem gesanglichen Schwierigkeitsgrad zeigen sie, wie grundlegend die italienischen Erfahrungen Händels Stil beeinflussten.

In Italien begründete Händel seinen Ruhm. 1709 wurde ihm in Venedig der Posten des Kapellmeisters des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover angeboten. Er nahm die Stelle an, ließ sich aber zusichern, für längere Zeiträume vom Hof abwesend sein zu dürfen. Diese Option nutzte er schon bald aus: offiziell begann sein Vertrag am 16. Juni 1710, aber schon gegen Ende des Jahres reiste er nach London.

Er kam als Komponist italienischer Opern und erntete seinen ersten Erfolg mit der Uraufführung des Rinaldo am Haymarket am 24. Februar 1711. Zur Bestürzung des Librettisten hatte er die Oper innerhalb von nur vierzehn Tagen komponiert. Nach dem Ende der Opernsaison kehrte er Anfang Juni 1712 nach Hannover zurück und schrieb eine Reihe von Vokalduetten für Prinzessin Caroline, die Schwiegertochter des Kurfürsten und spätere englische Königin.

Erste Jahre in London

Im Oktober 1712 kehrte Händel nach London zurück, wo er – abgesehen von Reisen – den Rest seines Lebens verbrachte. Er wohnte zunächst ein Jahr bei einem reichen Musikliebhaber in Barn Elms, Surrey. Drei weitere Jahre lebte er beim Earl of Burlington in der Nähe von London. Die Hauptwerke dieser Periode sind zwei italienische Opern und das Utrechter Te Deum im Auftrag von Queen Anne, nach dessen Aufführung sie ihm eine lebenslange Pension von £ 200 gewährte.

Obwohl Georg Friedrich Händel seine Abwesenheit vom Hof in Hannover weit überdehnte, ist kein Versuch des Kurfürsten Georg dokumentiert, ihn an seine Verpflichtung zu erinnern. Im September 1714 kam der Kurfürst als König George II. von England nach London. Für ihn schrieb Händel die Wassermusik, die bei einem Fest auf der Themse wahrscheinlich erstmals 1717 aufgeführt wurde. Der König verdoppelte Händels Gehalt, und später wurde Händel Musiklehrer der Prinzessinnen und bekam weitere £ 200 von Prinzessin Caroline. 1716 folgte er dem König nach Deutschland, wo er eine zweite deutschsprachige Passion nach der beliebten Dichtung von Barthold Heinrich Brockes schrieb. Dies war Händels letztes Werk auf einen deutschen Text.

Nach seiner Rückkehr nach England trat er in die Dienste des Earl of Carnavon (später Duke of Chandos) und leitete dessen Konzerte. Händels Musik, die er für die Herzogsresidenz Cannons in Edgware schrieb, umfasst die ersten Fassungen von Esther und Acis and Galatea sowie die zwölf Chandos Anthems. Für das Cembalo schrieb er die 1720 veröffentlichten Suites de Pièces pour le Clavecin, die unter anderem den bekannten Variationenzyklus enthalten, der später den Namen The Harmonious Blacksmith erhielt.

Blüte der Oper

Händels Aufenthalt in Cannons endete etwa im Frühjahr 1719, als die Vorbereitungen für ein neues Opernunternehmen am King's Theatre begannen, die Royal Academy of Music mit Händel als musikalischem Direktor. Da zu dieser Zeit die Spekulation um die South Sea Company blühte, wurde das Unternehmen als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von £ 10.000 gegründet. Für die Anwerbung einer Sängertruppe reiste Händel auf den Kontinent und konnte in Dresden mehrere Sänger abwerben (darunter den Starkastraten Senesino), von denen die meisten aber erst zur Saison 1720/21 zur Verfügung standen.

Händels erste und sehr erfolgreiche Oper für die Opernakademie, Radamisto, wurde erstmals am 27. April 1720 aufgeführt. Neben Händel beschäftigte die Akademie zeitweise auch Giovanni Bononcini (ab November 1720) und Attilio Ariosti (ab Februar 1723). Das Publikum spaltete sich in Parteien, die hinter Händel bzw. Bononcini standen, genauso wie es Parteien hinter den rivalisierenden Sängern gab. Insbesondere in der Anfangszeit waren Bononcinis Aufführungen erfolgreicher als Händels. Händels Dominanz wurde erst etwa ab der dritten Saison spürbar, und in den folgenden Jahren schrieb er einige seiner bedeutendsten und heute populärsten Opern, wie Giulio Cesare, Tamerlano und Rodelinda.

Nach heutigen Kenntnissen war die Opernakademie von Anfang an unterfinanziert und nur in den besten Zeiten wirtschaftlich tragfähig. Das Management versuchte dadurch zum Erfolg zu kommen, dass es noch mehr Starsänger einstellte. Ab Januar 1723 wurde Francesca Cuzzoni, ab Mai 1726 Faustina Bordoni engagiert. Durch die hohen Gehälter (Cuzzoni bekam £ 2.500 pro Saison) wurde das Unternehmen allerdings noch mehr belastet. Dazu kam, dass der Publikumsgeschmack zunehmend den leichteren englischsprachigen Musikdarbietungen zuneigte, wofür der rauschende Erfolg der Beggar's Opera von 1728 symptomatisch ist. Nach der Saison 1727/28 wurde die Opernakademie aufgelöst. Persönlich nahm Händel an dem Scheitern der Akademie jedoch keinen Schaden.

Niedergang der Oper

Am 13. Februar 1726 war Händel englischer Staatsbürger geworden. Nach der Auflösung der Opernakademie startete er zusammen mit dem ehemaligen Direktor J. J. Heidegger ein neues Unternehmen, das in der Literatur auch als zweite Opernakademie bezeichnet wird. Sie übernahmen den Fundus der Akademie, mieteten das King's Theatre für fünf Jahre, und Händel reiste im Herbst 1728 nach Italien, um neue Sänger anzuwerben. Das neue Ensemble war durchweg bescheidener angelegt, mit Antonio Bernacchi als neuem Star. Auf der Rückreise besuchte Händel im Sommer 1729 seine Mutter in Halle und machte in Hannover und Hamburg halt.

Das neue Opernunternehmen eröffnete am 2. Dezember mit Lotario, hatte aber nur moderaten Erfolg, so dass für die nächste Saison wieder Senesino als Zugnummer engagiert wurde. Eher zufällig wurde Händels Interesse auf das Oratorium gelenkt. 1732 wurden seine beiden englischsprachigen Masques Esther und Acis and Galatea aus der Cannons–Zeit unautorisiert gespielt. Händel antwortete jeweils schnell darauf, indem er eigene neue Fassungen erstellte und mit Erfolg aufführte.

Die nächste Saison 1732/33 bestritt er weitgehend mit Oratoriumsaufführungen, darunter das weitgehend aus altem Material bestehende Deborah. Im Sommer reiste er mit seinem Ensemble für mehrere Aufführungen nach Oxford. Laut eines Presseberichts sollte ihm dort die Ehrendoktorwürde verliehen werden, die er aber aus unbekannten Gründen ablehnte. In Oxford wurde Athalia uraufgeführt, in dem erstmals seine typischen Doppelchöre auftauchen und das als erstes Reifewerk seines Oratorienschaffens gilt. Der Erfolg veranlasste Händel jedoch keineswegs, die niedergehende italienische Oper aufzugeben.

Im Dezember 1733 wurde eine rivalisierende Operngesellschaft, die Opera of the Nobility, in Lincoln's Inn Fields eröffnet, mit Nicola Porpora als Komponisten. Zuvor hatte sie fast sein gesamtes Sängerensemble einschließlich Senesino abgeworben. Da es in London keinen Markt für zwei konkurrierende Opern gab, kam es zu einem ruinösen Wettbewerb. Die Situation verschärfte sich noch dadurch, dass in der nächsten Saison der Mietvertrag auslief und Heidegger das King's Theatre an die Adelsoper vermietete. Dazu gelang es der Adelsoper noch, den berühmten Farinelli unter Vertrag zu nehmen.

Händel zog nun in das neu erbaute Covent Garden Theatre um und führte das Unternehmen auf eigene Faust. Trotz des Dahinsiechens des Unternehmens komponierte er in dieser Zeit Werke wie Ariodante und Alcina, die zusammen mit Orlando zu den bedeutendsten nach dem Zusammenbruch der ersten Akademie zählen. 1737 kam es zu einem Bankrott, und Händel erlitt einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen, der als Überarbeitungsfolge angesehen wird. Auch die Adelsoper musste jedoch aufgelöst werden, so dass man Händels Scheitern nicht seinem Abstieg innerhalb der Musikwelt zuschreiben kann. Bei einem Kuraufenthalt in Aachen erholte er sich schnell wieder und komponierte mit der alten Produktivität.

Zeit der Oratorien

Wenngleich Händel bis zu seiner letzten Oper Deidamia 1741 noch zahlreiche Versuche unternahm, die Oper fortzuführen, trat doch allmählich das Oratorium in den Vordergrund, mit Saul und Israel in Egypt von 1739 und Wiederaufnahmen seiner früheren Werke, darunter auch Alexander's Feast von 1736. Als Zwischenaktmusik spielte er Concerti grossi, darunter die zwölf Konzerte op. 6, die er innerhalb weniger Wochen schrieb.

Der Messiah wurde erstmals am 13. April 1742 in Dublin aufgeführt. Nach diesem Zeitpunkt komponierte Händel keine Opern mehr, stattdessen gab es von 1743 bis 1752 eine durchgehende Reihe von ein oder zwei neuen Oratorien pro Saison, die meisten davon auf Themen aus dem Alten Testament, daneben die weltlichen Hercules und Semele, die gelegentlich zu den bedeutendsten englischen Opern gezählt werden, obwohl Händel selbst sie nicht szenisch aufführte.

Eine Zeit lang musste Händel immer noch mit einer Feindschaft in bestimmten Adelskreisen kämpfen. Anders als zu Zeiten der Adelsoper hatte er zwar als Oratorienschreiber keine Konkurrenz, aber seine Gegner konnten an den Abenden seiner Aufführungen Bälle und Bankette geben, um ihm zu schaden. Breitere Bevölkerungsschichten erreichte er mit seinen "Siegesoratorien" nach dem Jakobitenaufstand von 1745, von denen Judas Maccabaeus das zu seinen Lebzeiten populärste Oratorium wurde.

Ab 1751 zeigten sich erste Probleme mit seinem Augenlicht. Das Autograph Jephthas, seines eigentlich letzten neuen Werkes zeigt ergreifende Spuren seines Leidens in seiner Handschrift. Seine Blindheit unterbrach ihn, während er den Chor How dark, oh Lord, are thy decrees schrieb. Das Autograph gibt so auch Einblick in Händels Kompositionsmethode. So fügte er offenbar die Begleitungen, Rezitative und die unwichtigeren Teile des Werks lange nach dem Rest ein.

Er unterzog sich erfolglosen Operationen, eine davon durch den selben Chirurgen, der Bachs Augen operiert hatte. Es gibt Hinweise, dass er während seiner letzten Jahre zeitweise sehen konnte, aber nach Mai 1752 gewann er sein Augenlicht praktisch nicht mehr zurück. Er beaufsichtigte weiterhin Aufführungen seiner Werke und spielte zwischen den Akten seine Orgelkonzerte, die er teilweise improvisierte. Weiterhin schrieb er neue Arien oder überarbeitete ältere. Das Oratorium The Triumph of Time and Truth benutzt zu einem wesentlichen Teil Material aus dem früheren italienischen Il Trionfo del tempo. Händel besuchte noch eine Woche vor seinem Tod eine Aufführung des Messiah. Er wurde in Westminster Abbey beigesetzt.

Nachwelt

Schon zu Lebzeiten genoss Händel den Rang eines Klassikers. 1738 war ihm zu Ehren in Vauxhall Gardens ein Denkmal errichtet worden, und Mainwarings 1760 erschienene Memoirs of the Life of the Late George Frederic Handel (von Mattheson ins Deutsche übersetzt) gelten als erste Musikerbiographie überhaupt. Im Gegensatze zu anderen Komponisten des Barock geriet Händel auch nach seinem Tode nicht in Vergessenheit, wenn sich seine dauerhafte Präsenz im Musikleben auch allein auf seine Oratorien gründet.

Neben regelmäßigen auszugsweisen Aufführungen seiner Oratorien wurden mehrere aus Händels Musik zusammengestellte Pasticci gespielt, an denen Thomas Morell als Librettist beteiligt war. Zur Feier von Händels hundertstem Geburtstag wurde 1784 (man hatte sich um ein Jahr vertan, weil im Geburtsjahr Händels in England noch der Julianische Kalender galt, nach dem das Jahr erst am 25. März begann, während in Deutschland der Gregorianische Kalender galt) mit über 500 Musikern eine dreitägige Gedächtnisfeier in Westminster Abbey und im Pantheon gehalten, mit Aufführungen des Messiah, Stücken aus den Oratorien und Orchestermusik. Wegen des Erfolgs wurde die Messiah–Aufführung noch zweimal wiederholt. Die Gedächtnisfeier begründete eine Tradition, die bis 1791 fortgeführt wurde.

Die Begeisterung schwappte auch auf das Festland über. 1772 wurde der Messiah erstmals von Michael Arne in Hamburg dirigiert, drei Jahre später von C.P.E. Bach. Johann Adam Hiller war der erste, der für Berlin 1786 das Werk völlig neu instrumentierte und änderte. Für die Konzerte des Barons van Swieten ergänzte Mozart zwischen 1788 und 1790 die Instrumentierung vierer oratorischer Werken Händels, um sie dem Zeitgeschmack anzupassen.

Als Haydn während seines London–Aufenthalts die Musik Händels hörte, traf es ihn so, "als sei er an den Beginn seiner Studien zurückversetzt worden und habe bis dahin nichts gewusst." (nach Giovanni Carpani). Er brachte ein Libretto nach Wien mit, das möglicherweise für Händel erstellt worden war, und komponierte danach Die Schöpfung, ein Oratorium, das in seiner Struktur und seinen Chorfugen deutlich den Einfluss Händels zeigt. Gleichermaßen ließ sich Beethoven von Händel inspirieren. Auf See the conqu'ring hero comes schrieb er Variationen für Cello und Klavier (1796). Die Ouvertüre Die Weihe des Hauses mit ihrer großen Mittelfuge ist bewusst nach Händels Stil modelliert.

In den 1770er Jahren kam der Messiah in die USA und wurde bald danach insbesondere für Benefizkonzerte verwendet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte sich dort die Tradition, ihn in der Vorweihnachtszeit aufzuführen. Ab 1842 machte Vincent Novello in England eine enge Auswahl an Oratorien in einem preiswerten Klavierauszug zugänglich. War die bis dahin einzige Gesamtausgabe von Samuel Arnold unhandlich, so konnten die Noten (deren Preis den leerer Notenblätter nicht überstieg) sich nun auch in den Chorvereinigungen der Provinzen ausbreiten.

In monumentalem Maßstabe wurden in London (nach einer Probe 1857) von 1859 bis 1926 im dreijährigen Abstande im Crystal Palace Händelfestspiele gehalten. Auf ihrem Höhepunkte wirkten ca. 4000 Chorsänger und ca. 500 Orchestermusiker mit. In dieser Form entwickelte sich die Veranstaltung geradezu zu einer Demonstration des englischen Nationalstolzes.

Es war Deutschland vorbehalten, Händels völlig vergessene Opern wiederzubeleben. Ab 1920 brachte der Kunsthistoriker Oskar Hagen mehrere davon in Göttingen auf die Bühne. Seine deutschen Fassungen verbreiteten sich schnell an den Theatern des ganzen Landes. Gleichzeitig richtete sich der Blick in diesen Jahren auf die dramatischeren Oratorien wie Hercules und Susanna, die mit großen Chormassen nicht angemessen dargeboten werden konnten.

Seit den 1970ern haben in historisch informierter Aufführungspraxis musizierende Ensembles dafür gesorgt, dass Händel–Aufführungen sich mehr an den ursprünglichen Ensemblegrößen orientieren und Werke nicht willkürlich gekürzt werden. Ebenso versucht man neue Antworten auf Probleme wie die Kastratenstimmen in den Opern zu finden, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch durch Transposition auf normale Männerlagen gelöst wurden. Pionier auf diesem Gebiet war Alfred Deller, der in einer Messiah–Aufführung am 24. Februar 1951 unter John Tobin als Altus sang und als einziger Solist mit der improvisatorischen Verzierungspraxis zurecht kam. Erste Bestrebungen, die historische Aufführungspraxis wiederzubeleben, gehen auf Friedrich Chrysander zurück.

In Deutschland wird Händel heute neben Konzerten und Theateraufführungen bei drei Festspielen gepflegt: die Händel–Festspiele Göttingen, die aus Hagens Opernaufführungen der 1920er entstanden, die 1952 in Händels Geburtsstadt gegründeten Händel–Festspiele Halle, und die Karlsruher Händel–Festspiele, die seit 1985 vom Badischen Staatstheater in enger Zusammenarbeit mit der Händel–Gesellschaft und der Int. Händel–Akademie veranstaltet werden.

Händel–Werke–Verzeichnis (HWV) – von Bernd Baselt

Händel stellt jeden Herausgeber vor besondere Schwierigkeiten. Seine Änderungen, Ergänzungen und Anpassungen an veränderte Aufführungsbedingungen führen dazu, dass es für fast jedes Werk eine Vielzahl von möglichen Varianten gibt. Die Hallische Händel–Ausgabe hat sich zum Ziel gesetzt, alle Fassungen eines Werkes zu rekonstruieren. Eine Fassung letzter Hand gibt es nicht. So besteht für den Interpreten die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Fassungen zu wählen. Für die Kammermusik gibt es das Problem, dass mehrere Veröffentlichungen nicht von Händel autorisiert waren und teilweise vom Verleger selbst zusammengestellt und um unechte Werke ergänzt wurden. Inzwischen sind die unechten Werke jedoch identifiziert und der Befund in modernen Ausgaben erklärt.

Der erste Versuch einer Gesamtausgabe von Händels Werken erfolgte zwischen 1787 und 1797 durch Samuel Arnold in London, wurde aber wegen abspringender und verstorbener Subskribenten vorzeitig abgebrochen, so dass fast alle Opern und ein Großteil der vokalen Kammermusik fehlen. Eine von der English Handel Society zwischen 1843 und 1858 betriebene Ausgabe auf der Basis von Autographen brach nach kaum mehr als zwölf größeren Chorwerken ab.

Als Pionierleistung muss die Gesamtausgabe in 94 Bänden gelten, die Friedrich Chrysander – anfangs unter dem Dach der von ihm mitgegründeten Deutschen Händel–Gesellschaft in Leipzig – ab 1858 herausgab. Dazu kamen 6 Ergänzungsbände mit Kompositionen anderer Komponisten, deren Material Händel verwendete. Nur ein Band der Gesamtausgabe und 2 Ergänzungsbände wurden 1902 von Max Seiffert hinzugefügt, ein weiterer erschien nicht. Chrysander griff dafür auf Händels Dirigierpartituren und teilweise auf Autographen zurück.

1955 begann die Georg–Friedrich–Händel–Gesellschaft in Halle mit einer Ausgabe für den praktischen Gebrauch, die die Chrysander–Ausgabe ergänzen sollte. Man stellte bald fest, dass diese den modernen musikwissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr genügte, da Varianten und Begründungen der Editionsentscheidungen fehlten, so dass man 1958 beschloss, eine neue Gesamtausgabe mit kritischem Bericht zu erarbeiten, die Hallische Händel–Ausgabe (HHA). Die Arbeit soll bis 2023 abgeschlossen sein. Im Rahmen der HHA erschien 1978 im Händel–Handbuch das von Bernd Baselt erarbeitete Händel–Werke–Verzeichnis (HWV).

***** NOCH IN ARBEIT *****

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